28. Juni 2019

 

Dieser Moment, wenn ...

 

... Du Freitagabend auf dem Rückweg von der Arbeit im Auto sitzt und wie immer die Klimaanlage wild hoch- und runterdrehst, also genau das tust, was man laut Bedienungsanleitung auf GAR keinen Fall tun soll, und Du spontan beschließt, gleich noch mit dem Rad zum Baumarkt zu fahren, um einen neuen Wasserhahn für die Regentonne zu kaufen, weil der alte Wasserhahn neulich völlig ohne Dein Zutun ganz von alleine kaputtgegangen ist, als Du ihn aufgedreht hast, und Du überlegst, wann Du wohl zu Hause sein wirst, und schätzt, dass das so um halb acht der Fall sein wird, was bedeutet, dass Du es noch zum Baumarkt schaffen kannst, und Du sicherheitshalber Dein Navi einschaltest, was Dir bestätigst, dass Du um Punkt 19.29 Uhr zu Hause sein wirst, woraufhin Du megastolz auf Dein inneres Navi bist, was Dir das schon vorher verraten hat, und Du erneut die Klimaanlage wild hoch- und runterdrehst, also genau das tust, was man laut Bedienungsanleitung auf GAR keinen Fall tun soll, und Du pünktlich um 19.29 Uhr zu Hause ankommst, wo Du quasi direkt aus dem Auto aufs Fahrrad springst und mal richtig den Turbo einlegst, und unter Missachtung so ziemlich aller Verkehrsregeln durch die Stadt rast und um genau 19.48 Uhr ankommst und vom Fahrradunterstand zum Baumarkt-Eingang stürmst, voller Angst, dass in genau diesem Augenblick die Türen schließen, aber Du Glück hast und noch gerade so reinschlüpfst und in Windeseile in die Gartenabteilung saust, wo zwar alles Mögliche an Gartenschläuchen zu finden ist, aber keine Regenwassertonnenwasserhähne, und Du nach einem hektischen Dauerlauf durch circa acht verschiedene Gänge um 19.55 Uhr einen Mitarbeiter fragt, wo man denn Regenwassertonnenzubehör findet, und er „ganz da hinten, draußen vor dem Tor“ sagt und total nett ist und mitkommt und seinen Kollegen, der eigentlich das Tor nach draußen schon abgeschlossen hatte, bittet, Dir doch eben kurz noch mal aufzumachen, und Du diesen Kollegen echt bewunderst, dass er um 19.57 Uhr noch so supernett ist und Dir sogar noch zeigt, wo das Regenwassertonnenzubehörregal ist, und Du Dich blitzschnell für einen neuen Regenwassertonnenwasserhahn entscheidest, der mit Sicherheit nicht passt, aber egal, Du hast nämlich kein Foto von dem kaputten Dings gemacht, sodass Du gar nicht so genau weißt, wonach Du suchst, aber der nette Baumarktmitarbeiter bestätigt, dass das ein Standardteil sei, und Du Dich herzlich bedankst und dann spontan überlegst, noch eben schnell nach einem Toilettenpapiervorratshalterdingsbums zu gucken, weil bei Eurem einer von diesen Füßen abgebrochen ist und das Dings deshalb immer schief steht, und Du Dir angesichts der in diesem Moment ertönenden Durchsage, der Baumarkt würde gleich schließen, schon ausmalst, wie Du Dir nachher ein Nachtlager aus Gartenstuhlauflagen bastelt und Dich mit Isolierfolie zudeckst, während Dir gleichzeitig einfällt, dass es ja eine Truhe mit Eis gibt, sodass Du zumindest nicht verhungern wirst, was Dich direkt ein bisschen beruhigt, und Du zwar Unmengen an Klobürsten findet, aber keine einziges Toilettenpapiervorratshalterdingsbums, und Du schließlich aufgibst und im Laufschritt zur Kasse stürmst, bezahlst und auf dem Kassenbohn tatsächlich 19.59 Uhr steht, wodurch Dein schlechtes Gewissen gegenüber den Baumarktmitarbeitern zumindest ein bisschen reduziert wird, und Du draußen erstmal Deinen Fahrradtacho checkst, der eine phänomenale Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h zeigt, und sich das mit der Eistruhe irgendwie so sehr in Deinem Kopf festgesetzt hat, dass Du beschließt, dass Du Dir ein Eis verdient hast, und zwar ein richtig dickes, riesiges, leckeres, überirdisch tolles.
Jawohl.