Von Algorithmen und unerwünschten Schlagerattacken


Bild: Pixabay

22.09.2019


So, liebe Algorithmus-Programmierer im Silicon Valley (oder wo immer Ihr Euch herumtreibt), jetzt ist mal Klartext angesagt.
Ich bin es ja mittlerweile gewöhnt, dass alles, was ich im Internet suche, anklicke und like, einen Einfluss auf das hat, was mir anschließend angezeigt wird. Suche ich nach dem nächsten Urlaubsziel, wird mir anschließend Werbung für Mietwagenfirmen präsentiert. Habe ich auf einer Shoppingseite etwas in den Warenkorb getan und dann doch nicht gekauft, wird mir dieser Artikel im Folgenden äußerst penetrant auf Facebook angepriesen. Und so weiter.
Ich denke, jeder, der im Internet unterwegs ist, ist sich dessen bewusst, und ich persönlich habe nichts dagegen, dass Ihr mir vermeintlich passende Werbung anzeigt. Wegklicken kann ich sie ja schließlich immer noch.
Mir macht es auch gar nichts aus, dass Ihr Algorithmiker immer genau wisst, wann ich wie wohin mit meinem Auto fahre. Ich nutze nämlich eine App meiner Autoversicherung, die alle meine Fahrten aufzeichnet und anhand verschiedener Kriterien meine Fahrweise bewertet, damit ich – je nach Ergebnis – einen Rabatt auf die Versicherungsprämie erhalte. „Aber dann wissen die ja immer genau, wann und wo Du bist!“, heißt es von vielen Mitmenschen. Ganz ehrlich: Das ist mir völlig wurscht! Jeder, nicht nur Ihr, liebe Algorithmiker, sondern wirklich jeder darf wissen, dass ich morgens gegen sieben zur Arbeit fahre und abends wieder zurück – entweder direkt oder mit einem Umweg über den Supermarkt. Davon abgesehen werden die genauen Ortsdaten nicht mit an die Versicherung übertragen (und selbst wenn doch – es wäre mir schnurzpiepegal). Und da ich zumindest bisher keine Straftaten begangen habe, mit denen mich die Polizei anhand meiner Ortsdaten in Verbindung bringen könnte, schreckt mich auch dieses – aus meinen Augen sehr unrealistische – Szenario nicht ab. Zumal man über sein Handy sowieso immer und überall geortet werden kann.
Und außerdem würde ich mein Handy sowieso ausschalten, wenn ich eine Straftat begehen würde. Ha!
Wo Ihr allerdings noch eine Schippe drauflegen müsst, liebe Algorithmiker: Da ich so ziemlich jeden Tag online checke, ob es meinen E-Books gut geht, leuchten mir permanent die Carla-Cover auf diversen anderen Seiten entgegen, die ich besuche. Das könnt Ihr ruhig lassen und Carla lieber potentiellen Käufern präsentieren 😁!
Und was ich richtig unheimlich von Euch finde: Vor einigen Tagen habe ich gegenüber meinem Mann und einer Kollegin im persönlichen Gespräch erwähnt, dass ich mehrere Nächte schlecht geschlafen habe. Und zack! erhielt ich auf Facebook eine Werbung für eine ganz besondere Decke, die den Schlaf fördert. Zufall? Da ich kein Siri, Alexa oder Ähnliches nutze, finde ich so etwas wirklich unheimlich. Oder habt Ihr einfach nur aus der Tatsache, dass ich nachts Nachrichten gelesen habe, weil ich ohnehin nicht schlafen konnte, geschlossen, dass ich Schlafprobleme habe? Das würde ich gerne mal von Euch wissen.
Übrigens: Letzte Woche lagt Ihr vollkommen, so richtig mega-mega daneben! Und zwar, als Ihr mir Werbung für eine Seite für Singles über 50 angezeigt habt. Nicht gegen Singles über 50 – aber erstens bin ich sowas von glücklich verheiratet, und zweitens noch so viele Lichtjahre von der 50 entfernt, dass ich dankend ablehne. Könnt Ihr aus Eurem Algorithmus streichen, die Formel.
Und was Ihr auch lassen könnt, ist, mir bei meinem Musik-Streamingdienst Schlager vorzuschlagen!!! Nur, weil Carla in ihrer Windeltorten-Playlists „Ganz in weiß“ gespeichert hat, nachdem Arne gedroht hat, es bei ihrer Hochzeit zu spielen, heißt das nicht, dass Ihr mich jetzt mit irgendwelchen alternden Schlagerstars belästigen müsst.
So, das wär’s von meiner Seite. Freue mich auf Eure Rückmeldung.
Eure Lilli 💞