Das Stadtautobahn-Mysterium

03. Jannuar 2019

 

Zum Glück habe ich mir dieses Jahr nur eine Kleinigkeit vorgenommen, nämlich ein Pinguin zu werden, und nicht irgend so einen Vorsatz gewählt wie „Nicht mehr so klischeehaft frauenmäßig unterwegs sein“ oder so. Denn damit wäre ich direkt heute, am dritten Tag des Jahres, bereits grandios gescheitert. Und das kam so.

Wie Ihr Euch vielleicht erinnert, habe ich mich letzte Woche im Rahmen meiner nachweihnachtlichen Effizienzinitiative vorbildlich schon 1.400 km zu früh zur Inspektion angemeldet, beziehungsweise mein Auto. Entsprechend fuhren mein Mann und ich gestern Abend zur Autowerkstatt, gaben mein Auto ab und fuhren anschließend gemeinsam wieder nach Hause. Kurz vor der Autobahn war ich richtig stolz auf mich, weil ich wusste, welche Auffahrt wir nehmen müssen, was in Oldenburg aufgrund der unglaublichen Vielzahl an Autobahnen, so-was-ähnlichem-wie-Autobahnen, Autobahnkreuzen, urplötzlich ineinander übergehenden Autobahnen und Autobahnzubringern ehrlich gesagt nur nach jahrelangem, intensivem Studium von Stadtplänen möglich ist.
Umso erstaunter war ich, als der beste Ehemann der Welt an der Auffahrt vorbeifuhr, die ich für richtig hielt. Ich fragte also nach, ob wir hier nicht hochgemusst hätten, und er meinte, nein, er könne ja genauso gut über die Stadtautobahn fahren. Die „Stadtautobahn“ ist eines der größten Mysterien im Zusammenhang mit der eben erwähnten Komplexität des Oldenburger Autobahnnetzes, und ich weiß bis heute nicht genau, was damit eigentlich gemeint ist, traue mich aber auch nicht mehr nachzufragen, weil mich dann vom Fahrersitz mal wieder dieser typische, fröhlich-frech lachende Blick träfe und ich mit dem überlegenen Selbstbewusstseins eines Ur-Oldenburgers gefragt würde, wie lange ich denn eigentlich schon hier wohnte, woraufhin ich antworten würde, dass das aber auch GAR NICHTS damit zu tun habe, schließlich würden ungefähr 86% aller Oldenburger nur mit eingeschaltetem Navi das Autobahnnetz befahren, woraufhin ich mir dann würde anhören dürfen, dass doch alles „ganz einfach sei“, nämlich soundso, wobei „soundso“ für eine absolut chaotische, keinerlei Logik folgende Erklärung der nicht vorhandenen Zusammenhänge des Oldenburger Autobahnnetzes steht.
Ich fragte also nicht nach, sondern akzeptierte stillschweigend, dass wir eben die „Stadtautobahn“ nahmen.
Heute verbrachte ich nun einen ganzen Arbeitstag mit dem MONSTER, also dem Auto meines Mannes, was eigentlich ganz okay war, zumal aufgrund der hohen Quote an Urlaubern in der Firma ein Parkplatz mit der fürs Ausparken notwendigen Mindestfreifläche von zehn Quadratmetern drum herum verfügbar war.
Vorhin ging es dann erneut zur Werkstatt, um mein Auto zu holen.
Auf der Rückfahrt wurden wir schon an der ersten Ampel getrennt, sodass ich auf mich allein gestellt war. Ha, zum Glück brauche ich kein Navi, denn ich weiß ja, wie ich fahren muss, nämlich so wie ICH will, und NICHT über die komische „Stadtautobahn“, jawohl!
Gesagt, getan. Auf MEINER Autobahn angekommen drehte ich fröhlich die Heizungstemperatur hoch, die irgendein Werkstattsinspekteur gewagt hatte auf 21.5 Grad zu stellen (mein Standard ist 24), und die Musik auf.
Viel cooler, mein Weg, als diese komische „Stadtautobahn“! Mal gucken, wer schneller ist!
Seltsam, was ist denn das für ein Autobahnrastplatz, der da gleich kommt? Den kenne ich gar nicht. Ist mir noch nie aufgefallen.
Müsste nicht langsam mal die Huntebrücke kommen?
Seltsam. Sehr seltsam.
Ich schaltete auf den Navibildschirm. Die nächsten größeren Ortschaften waren Hatten, Hude und Delmenhorst.
Nicht Oldenburg.
Ich bin falsch gefahren. Ich bin ERNSTHAFT falsch gefahren. Klar, ich hätte ja am Kreuz (Ost? Nord? West?) WECHSELN müssen!
Ich glaub’s nicht.
Echt jetzt, ich glaub’s einfach nicht.
Also auf nach Hatten, umdrehen und zurück.
Ich wartete jede Minute darauf, dass mein Telefon klingelte und ein selbstbewusstes, ur-oldenburgerisches, fröhlich-freches Lachen durch die Leitung tönte und fragte, wo ich denn bliebe, aber das hob er sich auf, bis ich zu Hause war.
Manno.
In Erwartung ganz vieler "Genauso geht's mir auch immer!!!"-Kommentare verbleibe ich

Eure Lilli