Teneriffa-Jogging mit Hindernissen
Teneriffa, 28.02.2020
Morgendlicher Dialog zwischen meinem Gehirn (im Folgenden mit „G“ abgekürzt) und meinem inneren Schweinehund (im Folgenden „ISH“).
G: So, auf geht‘s, wir gehen joggen!
ISH: Wie bitte?
G: So, auf geht‘s, wir gehen joggen!!
ISH: Warum sind wir nicht vorhin gegangen, als es noch bewölkt war? Jetzt ist es doch viel zu heiß!
G: Stell Dich nicht so an. Die Wetter-App sagt, es sind 18 Grad.
ISH: Die erzählt doch eh immer nur Quatsch, die App.
G: Deshalb habe ich vorhin extra auch noch auf einer spanischen Wetterseite geguckt, und da stand auch 18 Grad. Außerdem fahren wir mit dem Bus in den nächsten Ort und laufen
dort, da gibt es ein längeres Stück Promenade ohne Steigungen.
ISH: Na gut, wenn‘s denn sein muss ...
(Im Nachbarort auf der Promenade angekommen.)
ISH: Öhm, was ist denn das da vorne, auf das wir gerade zulaufen?
G: Mist, den Treppenaufgang hatte ich vergessen.
ISH: Dir ist schon klar, dass das ne megafette Steigung ist? Na dankeschön ! Außerdem schwitze ich jetzt schon!
G: Wir laufen einfach ein bisschen langsamer.
(Einige hundert Meter vergehen.)
ISH: Du willst jetzt aber nicht bis da hinten laufen, um den Beachclub rum und da runter? Dann müssten wir ja nachher auch wieder hoch.
G: Doch, das machen wir.
ISH: Das mit der Busfahrt war eine völlig bekloppte Idee, wenn ich das mal so sagen darf.
G: Halt doch einfach mal den Mund und genieße die Sonne und die frische Luft.
(Beide schweigen eine Weile.)
ISH: Wann sind wir da?
G: Die Frau hat ja noch nicht mal den ersten Kilometer angesagt! Da können wir doch noch nicht ans aufhören denken!
(Die Frau = die Stimme meiner Running-App, die nach jedem Kilometer Zeit und Geschwindigkeit durchgibt.)
ISH: Ich schon.
G: Wir drehen um.
ISH: Juhu! Und da hinten zum Beachclub hoch gehen wir anstatt zu laufen.
G: Kein Kommentar.
(Beide schweigen erneut.)
ISH: Ich ... kann .... nicht ... mehr!
G: Wir sind doch jetzt oben! Gleich geht‘s nur noch bergab!
ISH: „Beer 1,50 EUR“! Guck mal! Da vorne gibt‘s Bier für 1,50! Ich will ein Bier!!
G: Du bist doch nicht ganz frisch!
ISH: Bii-iiier, Bii-iier!
G: (schweigt eisern)
ISH: Oder einen Cocktail.
G: Wir haben kein Geld mit.
ISH: Klar hast Du Geld mit! Du hast vorhin die Busfahrt mit einem Fünf-Euro-Schein bezahlt und die hat nur 1,45 gekostet.
G: Du nervst.
ISH: Guck mal, die Werbung da vorne: „Don‘t crack under pressure.“ Sehr passend.
G: Gleich haben wir schon zwei Kilometer.
ISH: Das reicht dann aber auch wirklich.
G: Wir gucken mal.
ISH: Bitte was??
G: (schweigt)
ISH: Guck mal da vorn, die Temperaturanzeige! SECHSUNDZWANZIG Grad?? Du lässt mich ERNSTHAFT bei SECHSUNDZWANZIG Grad hier langhatschen?
G: Die Anzeige stimmt nicht.
ISH: Ja, is klar!
(DIe Frau sagt die Beendigung des zweiten Kilometers an.)
ISH: Juhu, geschafft!
G: Jetzt sind wir schon so weit gekommen, da können wir auch die drei vollmachen.
ISH: Aber ... aber ... dann müssten wir ja da hinten bei dem bekloppten Hotel die Steigung hoch.
(Zur Definition des „bekloppten“ Hotels sh. mein Post von vorgestern.)
G: Na und? Denk doch mal dran, wie gut sich das anfühlt, wenn wir das geschafft haben.
ISH: Dieses ganze Psychogequatsche, wie toll Joggen ist und wie viel Spaß es macht und bla-bla- bla ... alles Humbug!
G: Neulich hat es Dir doch richtig Spaß gemacht.
ISH: Meinst Du, als Du Dich in direkter Nachbarschaft von zu Hause VERLAUFEN hast? Wie peinlich das war.
G: Gib‘s zu, das hat Spaß gemacht.
ISH: Ja, ich gebe es zu. Aber jetzt KANN ICH NICHT MEHR!!! Was sind eigentlich die Anzeichen eines Hitzschlags? Kennst Du die überhaupt?
G: Es kann nicht mehr weit sein bis zu den drei Kilometern.
ISH: Lass uns in der App gucken, wie viel wir schon haben.
G: Du weißt doch, dass wir das grundsätzlich nicht machen.
ISH: „Wir“?? Als ob ich darauf IRGENDEINEN Einfluss hätte! Du bist hier schließlich derjenige, der das Kommando über Hände & Co. hat.
G: Zum Glück! Sonst würden wir den ganzen Tag nur Herumhängen.
ISH: Himmlische Vorstellung!
(Beide schweigen.)
ISH: In der App gucken! In der App gucken! In der App gucken!
G: Na gut, ausnahmsweise. - 2,5 km. Noch 500 m.
ISH: Aber das heißt ja, dass wir die ganz fiese Steigung da vorne beim Restaurant noch mitmachen. Das schaffe ich nicht.
G: Los, Endspurt!
ISH: Ich ... kann ... nicht ... mehr ...
(Die Frau meldet sich und verkündet das Erreichen des dritten Kilometers.)
ISH: Ich ... bin .... tot!
G: Voll gut, 3 Kilometer mit Steigungen bei 26 Grad!
ISH: Ich ... brauche ... Pizza!
G: Vielleicht später.
ISH: Es ist noch so weeeeit bis zum Hotel.
G: Wir gehen einfach langsam.
ISH: Gebirge sind ja ganz okay, aber nicht da, wo ich bin!!
G: Das sind hier nicht mal Hügel, geschweige denn Gebirge.
ISH: War die Treppe zum Hotel hoch immer schon so lang?
G: Ja.
ISH: Treppen ohne Treppenlift oder Seilbahn sind eine Zumutung.
G: Gleich sind wir da.
(Im Hotel angekommen.)
ISH: Wie die uns alle anstarren - ich wette, wir sind KNALLROT im Gesicht.
G: Wir gehen gleich in den Pool zum Abkühlen.
ISH: Poo-ool, Poo-ool!
G: Erst noch die Treppen hoch ins Zimmer.
ISH: Bitte? Nach drei Kilometern in sengender Gluthitze nehmen wir nicht den Aufzug?
G: Wir haben doch eine Vereinbarung, dass wir immer die Treppe nehmen.
ISH: Ich brauche einen Anwalt. Dringend!
Weitere Ereignisse von Bedeutung am heutigen Tag:
1. Ich habe endlich herausgefunden, wie das Pancake-Schokosaucendings funktioniert! Indem ich total schlau jemanden beobachtet habe, der auch Schokosauce wollte. Es gibt so
einen schwarzen Hebel, den man betätigen muss.
2. Ich habe das Magnesium wiedergefunden, von dem ich dachte, ich hätte es zu Hause vergessen. Und zwar in meiner Handgepäckstasche, die ich vorgestern drei Mal durchsucht
habe.
3. „Mein“ Kellner (also der, der mir gestern und vorgestern abends beim Essen die Getränke gebracht hat), hatte heute auf der Terrasse Dienst und kam EXTRA zu mir herein, um
zu fragen, wie mein Tag war! Wow.
Einen schönen Abend von Eurer Lilli 
