16.03.2019
Dieser Moment, wenn ...
... Du im Hotel am Amsterdamer Flughafen angekommen bist (von dem Du übrigens nur deshalb fliegen musst, weil Germania pleite gemacht hat und Du jetzt leider nicht mehr so entspannt-locker-flockig von Bremen aus starten kannst), Dein Handgepäck öffnest und feststellst, dass Dein Laptop nicht dort drin ist, und Du in einen mittelgroßen Panikanfall verfällst, weil Du im Urlaub dringend an Deinem Thriller weiterarbeiten wolltest, und Dein Mann Dich beruhigt, Du könntest doch seinen Laptop benutzen, und Du verzweifelt überlegst, wie Du ihm erklären sollst, was für eine besondere, wirklich ganz besondere Beziehung Du zu Deinem Laptop hast, dessen Tastatur in den letzten Jahren jeden einzelnen Buchstaben der Geschichten von Carla 1 bis 4 dokumentiert hat, und der darüber hinaus so sehr ein guter Freund ist, wie ein technisches Gerät eben ein guter Freund sein kann, und Du Dir darüber hinaus vorstellst, wie es sein wird, Deine Sonnenliege mit dem viel zu großen (da zum Bundesliga-Schauen benötigten), geradezu klobigen Laptop-Monster Deines Mannes zu teilen, statt mit der federhaften Leichtigkeit Deines eigenen Geräts vorlieb nehmen zu können, und Du Deinen Laptop in diesem Moment so schmerzlich vermisst, dass die Vorstellung, wie er nun einsam und allein irgendwo in Deiner Wohnung liegt – herzzerreißend weinend angesichts der Tatsache, dass er nicht wie gewohnt mit in den Frühjahrsurlaub starten darf –, und Du Dich gedanklich zurückversetzt in den Moment, als Du noch einmal gecheckt hast, ob Du auch wirklich alles Überlebensnotwendige eingepackt hast (Handy, Ladegerät, Sonnenbrille, Brillenputztücher, Kopfhörer, Maoam, Turban-Handtuch für die Haare, um nur das Allerwichtigste zu nennen), und Dir plötzlich einfällt, dass Du Deinen Laptop bewusst NICHT in die Handgepäcktasche gepackt hast, weil sie dann zu voll gewesen wäre, und Du ihn stattdessen in der großen Außentasche Deines Koffers verstaut hast, und Du erleichtert zu Deinem Koffer stürmst, um den Laptop aus seinem Gefängnis zu befreien, und Du ihm versprichst, ihn nie-, nie-, niemals alleine zu lassen, und Du es stillschweigend akzeptieren musst, von Deinem Ehemann als „Schlumpfi“ bezeichnet zu werden, und Du ernsthaft überlegst, ob Dein Maß an Vergesslichkeit sich durch a) Deinen Zustand der extremen Urlaubsreife, b) den Mangel an Schokolade in Deinem Geheimversteck oder c) dadurch erklären lässt, dass Du Dich in Gedanken schon auf der Sonnenliege im Garten des kleinen Apartments befindest, wo Du jede Menge Buchstaben, Wörter, Sätze, Absätze, Seiten und Kapitel in Deinen wunderbaren Laptop tippen wirst, während die warme Sonne Teneriffas Deine Haut streichelt und sich die einzig relevanten Fragen des Lebens darum drehen, wie der Ehemann Deiner neuen Hauptfigur denn nun am besten um die Ecke gebracht wird und welches Gericht Du zum Abendessen beim Inder wählen wirst.
Ach ja ...
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