„Flecken, Tanknadeln und jede Menge Merksätze“ oder: „Lilli ist mal wieder on tour“

04.06.2018

 

Hallo, Ihr Lieben! Ich bin mal wieder auf Reisen. Da mir die „Familienfeier in Bayern und danach in aller Frühe vom Münchner Flughafen in die Sonne“-Kombination gut gefallen hat, mache ich das Ganze einfach noch mal. Nur dieses Mal mit rundem Geburtstag statt Taufe.
Am Abend vor der Abreise bügele ich brav die Hose, die ich am nächsten Tag anziehen möchte und entdecke – wie könnte es anders sein – ganz am Ende beim Bügeln des letzten Viertels des zweiten Hosenbeins einen Fleck. Na toll! Ich beschließe, die Hose trotzdem am nächsten Tag anzuziehen, da der Fleck 1. ziemlich hell ist und 2. von dem Oberteil, das ich zur Feier anziehen werde, auf jeden Fall überdeckt werden wird, da dieses ziemlich lang ist.

Am nächsten Morgen starte ich in aller Frühe mit dem IC in den Süden Deutschlands, genau wie im März. Allerdings sitze ich dieses Mal in einer Ruhezone, die diesen Namen wirklich verdient, und zwar in der ersten Klasse. Ich habe nämlich ein rekordverdächtig günstiges 1.-Klasse-Ticket geschossen, das viel weniger gekostet hat als eins in der zweiten Klasse. Ich komme mir sehr elegant vor, als ich beim Schaffner eine „Welt“-Zeitung bestelle und mir Marsriegel auf einem Tablett serviert werden (du meine Güte)!
Wie immer im Zug herrschen arktische Temperaturen vor und ich bin froh, dass ich statt des sommerlichen Oberteils für die Familienfeier ein wärmeres Shirt angezogen habe, zumindest für die Fahrt.
Nach dem Umstieg in Hannover, bei dem ich in rekordverdächtigen neuneinhalb Minuten
a) ein paar letzte Urlaubsutensilien bei Rossmann gekauft
b) ein Salamibrötchen beim Bäcker erworben und
c) am Gleis vergeblich den Wagen 4 gesucht habe, bis mir zum Glück auffiel, dass ich in Wagen 14 reserviert habe, der ganz am Ende stand, woraufhin ich einen kleinen Sprint hinlegen musste, nehme ich auf Sitz Nummer 76 Platz und stelle fest, dass sich zu dem recht hoch angesiedelten Fleck auf dem linken Hosenbein ein weiterer, deutlich auffälligerer Fleck auf dem rechten Knie gesellt hat. Auch wenn ich weiß, dass man es damit höchstens schlimmer macht, rubbele ich wild an dem Fleck herum. Natürlich bewegt er sich kein bisschen vom Fleck (man beachte das geniale Wortspiel!).
In optimistischer Erwartung perfekten Urlaubswetters habe ich leider keine zweite lange Hose eingepackt und das vergleichsweise kühle Münchner Wetter scheint mir für einen meiner Urlaubsröcke nicht ganz optimal – egal. Ich werde einfach die ganze Zeit meine Handtasche vor den Fleck halten.
Kurz vor München ziehe ich mich auf der Toilette um und ziehe mein sommerliches Familienfeier-Oberteil an. Es endet genau anderthalb Zentimeter über dem Fleck auf dem linken Hosenbein. Hat irgendwer ne zweite Handtasche dabei??? Leider nicht.
Nachricht von meinem allerliebsten Ehemann, der schon in München ist: „War mir noch nicht sicher, ob nachher kurze oder lange Hose. Da ich mir grad 1/3 Noggereis auf die kurze gekleckst habe, steht es jetzt fest 🙄.“
Gibt es eigentlich Studien darüber, ob man im Laufe einer Beziehung seine Schlumpfigkeit auf den Partner überträgt???
Nach der Familienfeier, bei dem mir der linke Fuß fünf Mal eingeschlafen ist, weil ich die ganze Zeit zwecks Fleck-Verdeckung das linke Bein über das rechte geschlagen habe, verabschiede ich mich schweren Herzens vom allerliebsten Ehemann, der leider keinen Urlaub nehmen konnte, und fahre mit der S-Bahn zum Hotel am Münchner Flughafen.
Da ich bekloppterweise um viertel nach drei nachts aufgewacht bin und nicht mehr einschlafen konnte und ja am nächsten Tag zwecks morgendliches Flugs schon wieder in aller Herrgottsfrühe aufstehen muss, gönne ich mir in der Hotelbar einen Hugo, damit ich gleich gut einschlafen kann.
Eine Stunde später liege ich im Bett und überlege, ob ich mutig genug bin, statt des ersten Busses um 3.56h den zweiten um 4.16h zu nehmen, entscheide mich aber dagegen und stelle den Wecker auf gespenstische 3.25h.

So weit, so gut.
Zu nachtschlafender Zeit im Terminal 1 angekommen checke ich auf der Anzeigetafel, welche Check-in-Schalter für meinen Flug vorgesehen sind (A 126 bis A 130), und mache mich auf den Weg zum Abflugbereich D, in dem laut Flughafenhomepage meine Fluglinie angesiedelt ist. Habe ich natürlich schon gestern Abend rausgesucht, ich Schlaufuchs!
Der Weg ist ganz schön weit, bestimmt eine Viertelstunde, aber zum Glück gibt es überall diese Transportbänder.
Im Abflugbereich D angekommen habe ich die Schalternummern schon wieder vergessen und werfe deshalb erneut einen Blick auf die Anzeigetafel. Und finde meinen Flug nicht. Ich gehe noch einmal alle Flüge durch – nein, meiner ist nicht dabei. Irgendwie ist es ja auch komisch, dass die Schalter „A soundso bis soundso“ im Abflugbereich D sein sollen ...
Da stelle ich fest, dass die Schalter auf der Anzeigetafel im Bereich D alle ein D vorne haben.
Okay. Ich bin offensichtlich falsch! Und muss zurück in den Bereich A.
Angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit muss ich hoffen, dass die Regel „2 Stunden vor Abflug da sein“ nicht allzu ernst genommen wird, und mache mich auf den Weg. Es ist der feinen Reise-Ironie meines Schicksals zu verdanken, dass ungefähr die Hälfte der Transportbänder auf meinem Rückweg nicht funktioniert und ich somit deutlich länger brauche als auf dem Hinweg.
Entsprechend außer Atem komme ich schließlich bei den Schaltern A 126 bis A 130 an, die sich – tadaaaa!!! – tatsächlich im Abflugbereich A befinden. Wer hätte das gedacht!
Ich Schlaufuchs.
Nachdem ich den Flug ohne weitere Zwischenfälle hinter mich gebracht habe, mache ich mich auf die Suche nach meiner Mietwagenstation. Nach den Erfahrungen aus Teneriffa (Ihr erinnert Euch) habe ich meiner mittlerweile schon recht umfangreichen Sammlung von Reise-Merksätzen einen weiteren hinzugefügt, nämlich: „Nur Autovermietungen mit Büro direkt im Flughafen nehmen!!!“
Natürlich habe ich mich brav daran gehalten und laufe entsprechend in der Abflughalle auf und ab, auf und ab, finde aber die Firma Interrent nicht. Auch nicht, nachdem ich sie auf einem Lageplan entdeckt habe, der aber nicht aktuell zu sein scheint. Auf gut Glück spreche ich eine andere Autovermietung an, die mich auf Europcar verweist, denn Interrent gehöre zu Europcar. Ich gehe zu Europcar und der Herr dort schickt mich in das riesige Parkhaus gegenüber der Abflughalle, dort sei Interrent zu finden. Ich weise darauf hin, dass auf meinem Voucher aber stehe, Interrent sei direkt im Terminal in der Abflughalle. Ja, aber Interrent sei trotzdem direkt im Parkhaus. Ich werfe ihm einen strengen Blick zu, woraufhin er ergänzt, ins Parkhaus müsse ich ja ohnehin, denn dort stünden ja alle Mietautos. Der Schlaufuchs!!
Ich schlurfe also hinüber ins Parkhaus und fahre mit dem Aufzug in den ersten Stock, wo ich auch direkt das kleine Büro der Firma Interrent entdecke. Nachdem die Formalitäten geklärt sind, setze ich mich in meinen schicken Fiat 500 (genau wie auf Teneriffa neulich – ist irgendwie mein Schicksal, dieser Wagen!) und freue mich darauf, schon gegen zehn im Hotel zu sein.
Als ich in der Schlange vor der Schranke der Parkhausausfahrt stehe, fällt mir auf, dass die digitale Tanknadel gerade einmal eine halbe Füllung anzeigt. Komisch, haben die nicht gesagt, der Tank sei voll und ich solle das Auto auch vollgetankt wieder abgeben?
Ich werfe einen schnellen Blick auf den Mietvertrag auf dem Sitz neben mir – tatsächlich, die Tankregelung lautet „voll erhalten, voll abgeben“.
Ich ergänze meine Reise-Merksatz-Sammlung um: „Direkt bei der Autovermietung checken, ob der Tank gefüllt ist!“
Da ich es nicht einsehe, eine halbe Tankfüllung zu zahlen, die ich nicht verbraucht habe, halte ich ein Stück weiter kurzerhand an und wähle die auf dem Mietvertrag angegebene Telefonnummer. Kenner meines Teneriffa-Reiseberichts ahnen schon, was nun passiert: Es geht keiner dran. Nun gut, dann wähle ich halt die 24 Stunden erreichbare Notfallhotline!
Dort sagt die Dame angesichts meiner Vertragsnummer, dies sei die Europcar-Hotline und ich hätte aber gar keinen Europcar-Vertrag. Ich widerspreche, denn oben auf meinem Vertrag sind sowohl Interrent als auch Europcar vermerkt. Die Dame besteht jedoch darauf, dass ich eine andere Nummer anrufen müsse. Ich wühle in meiner Handtasche nach einem Stift und finde erstaunlicherweise einen, notiere mir die Nummer und rufe dort an. Eine spanische Bandansage erklärt mir, dass die Nummer sich geändert habe (ein weiteres Teneriffa-Déjà-vu!!), und rattert in atemberaubender Geschwindigkeit die neue Nummer herunter. Auf Spanisch selbstverständlich. Ich verstehe gerade mal irgendwas mit 90, aber mehr nicht. Leider wird die Nummer nicht noch einmal wiederholt, geschweige denn auf Englisch, sodass ich so lange erneut dort anrufen muss, um die Ansage abzuhören, bis ich glaube, die Nummer vollständig verstanden und notiert zu haben. Ich rufe bei der neuen Nummer an, erneut ertönt eine spanische Bandansage. Wahrscheinlich irgendwas von wegen: Alle Leitungen belegt. Egal, ich habe ja Zeit. Und warte. Und warte. Und warte. Irgendwann ist es mir zu doof und ich beschließe, wieder ins Parkhaus hineinzufahren und das direkt mit Interrent zu klären. Schließlich ist es erst kurz nach halb neun und ich habe genug Zeit.
Gesagt, getan.
Ich erkläre mein Anliegen und die Dame kommt mit mir zu meinem Mietauto. Setzt sich hinein und dreht den Schlüssel herum, sodass die digitalen Anzeigen erscheinen. Erklärt mir, der Tank sei doch voll. Ich widerspreche und deute auf die Anzeige, bei der nur die Hälfte gefüllt ist. Und in diesem Moment fällt mir auf: Das ist gar nicht die Tankanzeige. Sondern diese andere komische, von der zumindest ich keine Ahnung habe, was sie eigentlich darstellen soll. Die Tankanzeige ist links daneben und zeigt acht von acht Abschnitten an. Voller Tank.
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Nachdem ich mich peinlich berührt bei der Dame entschuldigt habe, steige ich wieder ein und ergänze den Merksatz von vorhin wie folgt: „Direkt bei der Autovermietung checken, ob der Tank gefüllt ist – und gucken, ob das auch wirklich die Tankanzeige ist!!!“
Ob ich jemals einen Status erreichen werde, an dem ich keine neuen Merksätze mehr brauche? Vermutlich nicht. 🙄
Vielleicht sollte ich der EU mal vorschlagen, eine Richtlinie zu erlassen, in der festgelegt ist, dass Tankfüllungsanzeigen immer an derselben Stelle sein müssen, nämlich rechts!!! Das wäre doch mal was, mit dem man wirklich was anfangen könnte 😉 Ganz im Gegensatz zu dieser bekloppten DSGVO-Datenschutzrichtlinie, die meiner Pupsi-Mini-Homepage eine zehn DIN-A4-Seiten lange Datenschutzerklärung verschafft hat. Völliger Irrsinn.
Nachdem ich mir selbst absolut unnötig zwanzig Minuten Urlaubszeit geklaut habe, fahre ich erneut los und erreiche eine gute Stunde später mein Hotel. Dank meiner in perfektem Spanisch (Internet hat geholfen) formulierten Mail an die Rezeption, in der ich auf meine frühe Ankunft hingewiesen habe, ist mein Zimmer wunderbarerweise schon bezugsfertig und ich lasse mich zufrieden auf mein Bett fallen.
Herrlich!

Mittlerweise ist es abends und ich sitze nach einem hervorragenden Dinner mit einem – wie ich finde – wohlverdienten Cocktail in der sehr gediegenen Hotelbar. Und habe auch gleich ein passendes Rätsel an alle Carla-Kenner unter Euch: Wen würde ich wohl treffen, wenn ich Carla wäre? Hier ein paar Hinweise:
1) Mein Urlaubsort liegt gute zwei Flugstunden von München entfernt.
2) In den Gesprächen der anderen Hotelgäste geht es viel um „unter par“ und „über par“.
3) Ich trinke einen „A beautiful lady“.
Na, mit wem würde Carla gleich auf einen schönen Abend anstoßen 😉 ?

Euch allen wünsche ich einen solchen schönen Abend und sende Euch liebe Grüße, Eure Lilli 💕

P.S.: Das mit dem Cocktail namens „A beautiful lady“ stimmt übrigens nicht, den habe ich damals für Carlas Abend in dieser Hotelbar erfunden; ich trinke einen profanen „Sex on the beach“, der hier lustigerweise in „Love on the beach“ umgetauft wurde, vermutlich aufgrund des Publikums 😂. Aber alles andere ist mir original so passiert. Woraus ich unter anderem das Fazit ziehe, dass die Mietwagen dieser Welt und ich dringend an unserer Freundschaft arbeiten müssen.
Oder ich einfach noch ein paar neue Reise-Merksätze brauche .